Bei den Pferden...

Unter dem Begriff „Heilpädagogisches Voltigieren und Reiten“ werden pädagogische, psychologische, psychotherapeutische und soziointegrative Angebote mit Hilfe des Pferdes bei Kindern und Jugendlichen mit verschiedenen Behinderungen und Störungen zusammengefasst. Dabei steht nicht die reitsportliche Ausbildung, sondern die individuelle Förderung über das Medium „Pferd“ im Vordergrund, das heißt vor allem eine günstige Beeinflussung der Entwicklung des Befindens und des Verhaltens.

Das Heilpädagogische Reiten wird von Diplom-Reitpädagogen und Diplom-Reittherapeuten mit einem Umfang von 0,75 Stunden pro Woche und Kind bzw. Jugendlichen durchgeführt.
Die vom Haus Emstek verwendeten Islandpferde unterscheiden sich in einigen wesentlichen Punkten von anderen Pferderassen. Dadurch eignen sie sich ganz besonders für das Heilpädagogische Reiten, wie es bei uns praktiziert wird. Die Islandpferde sind speziell für ihre Aufgaben in unserer Einrichtung ausgebildet. Die robuste Gruppenhaltung mit viel Auslauf unter freiem Himmel und großen Weideflächen gewährleistet ein ausgezeichnetes Sozialverhalten der Pferde, was auch dem Heilpädagogischen Reiten zu Gute kommt.

Die Islandpferde sind ruhig, charakterstark, robust, sehr gutmütig und verfügen über zwei spezielle Gangarten, nämlich den Tölt und den Pass. Insbesondere dem Tölt kommt beim Heilpädagogischen Reiten eine große Bedeutung zu, weil die flüssigen Bewegungen Anspannungen ganz natürlich lösen.

Auf dem Reiterhof in Dübberort

Das ständige freundliche und ausgeglichene Wesen der Islandpferde führt zu einem hohen Aufforderungsverhalten und erhöht die Motivation der Kinder. Ihr Stockmaß von ca. 135 cm fördert gerade bei kleineren Kindern und Jugendlichen das Vertrauen und die Zuneigung zum Pferd, die Arbeit am Kind und Jugendlichen durch den Reitpädagogen wird erleichtert.

Auch ältere Jugendliche und Erwachsene können diese Pferde sehr bequem reiten.

Ein großer Teil des Heilpädagogische Arbeitens mit Pferden findet auf einem kleinen Bauernhof in Emstek - Halen ganz in der Nähe der Wohngruppe statt. Auf diese Weise haben die Kinder und Jugendlichen täglichen Zugang (Beziehung) zu den Tieren und können sich auch an den Pflege- und Futterarbeiten, sowie der Futtergewinnung und der Weidepflege beteiligen.

Über Beobachtung, Führen und Pflegen des Pferdes werden die Kinder und Jugendlichen in die Lage versetzt, neue verlässliche Beziehungserfahrungen zu sammeln, ohne dabei in Erwartungs- oder Leistungsdruck zu geraten. Durch den stufen weisen Kontaktaufbau mit dem Pferd werden insbesondere beziehungsgestörte Kinder wieder oder sogar erstmals befähigt, mit der Umwelt oder mit Partnern zu kommunizieren.

Es wird hier die Motivationsgrundlage für weiterführende Lern- und Entwicklungsschritte gelegt.

Ist durch die besondere Problematik eines bei uns untergebrachten jungen Menschen ein zeitintensiveres über die Grundleistung hinausgehendes Angebot an heilpädagogischen Reitmaßnahmen notwendig, kann dies zeitnah durch die Reittherapeuten organisiert werden.

Aufbauend auf die Anbahnungsarbeit bezüglich der Beziehung zum Pferd für alle Kinder und Jugendlichen werden hier individuelle Defizite gezielt in reittherapeutischen Einzel- oder Gruppenstunden aufgearbeitet.

Intensive reittherapeutische Maßnahmen und längere Reitferien können auch auf der Reitanlage der Geschäftsstelle des Hauses Emstek in Ostercappeln durchgeführt werden. Hier steht ein Reitplatz und eine kleine Reithalle zur Verfügung. Untergebracht werden die Kinder- und Jugendlichen dann in einem zum Gästehaus umgebauten ehemaligen Bauernhof. In dieser Umgebung kann absolut ungestört und ohne äußere Einflüsse sehr intensiv mit den Kindern und Jugendlichen reittherapeutisch gearbeitet werden.

Vom Umgang mit den Pferden der Haltung und dem Reiten auf dem Reitplatz auf Ausritten im umliegenden Gelände, bzw. auf mehrtägigen Wanderritten mit den Islandpferden können die Kinder und Jugendlichen in den verschiedensten Bereichen profitieren: Förderung von Motorik und Gleichgewicht

Aufbau von Beziehung und Vertrauen
Umgang mit Körperkontakt
Abbau von Ängsten
Erhöhung der Frustrationstoleranz
Erlernen richtiger Selbsteinschätzung
Aufbau von Selbstwertgefühl
Steigerung von Konzentration und Ausdauer
Training der Sensorischen Integration
Harmonisierung der Psychomotorik
Einstellung auf den Partner
Abbau von Antipathien und Aggressionen
Förderung kooperativen Verhaltens
Förderung von Lern- und Leistungsbereitschaft
Erhaltung und Förderung der Motivation

Arbeit mit Tieren / Umweltpädagogik


Zusätzlich zum Heilpädagogischen Reiten bieten wir den zumeist extrem beziehungsgestörten Kindern die Möglichkeit zur „Arbeit mit Haustieren“. Neben zwei Hunden sind auch Hühner, Kaninchen, Schildkröten und Meerschweinchen vorhanden. Auch die Arbeit im Garten des Grundstücks gehört zum Alltag.

Bei der Pflege und im Kontakt mit den Tieren, sowie mit der Beteiligung an den Garten- und Hofarbeiten lernen die Kinder und Jugendlichen die Übernahme von Verantwortung. Die beziehungsgestörten Kinder erleben den spannungsarmen Kontakt zum Tier in der Regel als eine neue und angstfreie Möglichkeit zur Beziehungsaufnahme. Hier besteht für sie oft eine erste Möglichkeit, positive Emotionen in einer Kontaktaufnahme auszuleben und so Ressourcen zum Aufbau tragfähiger sozialer Bindungen zu entwickeln.

Reitwanderung