Angebot Wohngruppe
Wohnzimmer
Das Wohnzimmer
Personenkreis
Die Wohngruppe ist geeignet für Mädchen und Jungen im Alter von 4 bis 18 Jahren. In begründeten Einzelfällen können sie auch darüber hinaus in der Einrichtung untergebracht werden.
Zielgruppe dieses Betreuungsangebotes sind Kinder und Jugendliche mit folgenden Problemstellungen: Erziehungsschwierigkeiten bedingt durch:
Entwicklungsstörungen
Verhaltensauffälligkeiten im persönlichen und sozialen Bereich
emotionale und affektive Störungen
Sprachstörungen, multiple Lern- und Leistungsstörungen
schulische und berufliche Problemepsychiatrische Nachbetreuung
Rechtsgrundlage sind die §§ 27, 34, 35 a und 41 KJHG.
Fachliche Ausrichtung der Wohngruppe
Pädagogischer Ansatz
Unsere pädagogische Handlungsweise orientiert sich an verhaltenstherapeutischen, systemischen und heilpädagogischen Ansätzen.
Die verhaltensauffälligen Kinder und Jugendlichen leiden in der Regel an den Folgen einer frühen Beziehungsstörung und/oder körperliche Entwicklungsdefiziten mit den verschiedenen daraus resultierenden Störungsbildern. Diese Kinder sind nicht in der Lage, ihre Beziehung zur Umwelt mit adäquaten Bewältigungsstrategien zu gestalten. Ihr „unangemessenes Sozialverhalten“ führt zur Ablehnung von seiten der Umwelt.
Da das Kind seine inadäquaten Bewältigungsstrategien nicht als Problem erkennt, wird im Lauf der Zeit die Ablehnung durch andere als kongruent erlebt und damit scheinbar funktional.
Ziel unserer Pädagogik ist es, diese „Scheinfunktionalität“, die früher oder später in die soziale Isolation führen würde, aufzulösen. Es sollen positive und sozial förderliche Bedingungen gestaltet werden, damit der junge Mensch lernen kann, seine Anliegen legal und sozial angemessen zu realisieren.
Pädagogische Zielsetzung
Die Rückführung in die Ursprungs- oder eine andere Familie ist neben der Verselbständigung vorderstes Ziel im ganzheitlichen Behandlungskonzept für die Kinder und Jugendlichen und bildet den Schwerpunkt in der Arbeit mit deren Bezugspersonen.
Die pädagogische und therapeutische Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen soll:
durch Strukturierung des Lebensalltags zu wachsender Selbständigkeit führen (z.B. Schulsituationen, Freizeit, Finanzen, Hygiene und Ordnung).
ihnen die Möglichkeit bieten, ihre eigene Persönlichkeit zu erkennen und zu entfalten. Hierbei steht die Entwicklung des Selbstkonzeptes im Vordergrund. Durch positive Wertschätzung, Schutz und Geborgenheit in der Gruppe und Begleitung bei der Bewältigung von Traumatisierungen wird die emotionale Entwicklung gefördert und persönliche Stärken sowie kreative Kräfte freigesetzt.
sie befähigen, Kontakte zu anderen Menschen aufzubauen, Verantwortung in der Gemeinschaft und demokratische Grundregeln zu erkennen und zu übernehmen. Auf der Grundlage beständiger Beziehungsangebote können die Kinder und Jugendlichen soziale Fähigkeiten erproben und lernen, Eigen- und Fremdverhalten realistisch wahrzunehmen und Konsequenzen zu ertragen.
sie anleiten, sich mit ihrer Umwelt und ihren Anforderungen auseinander zu setzen, die Normen und Werte unserer Gesellschaft zu reflektieren und in die eigene Persönlichkeit und das Selbstkonzept zu integrieren.
Methodische Grundlagen
Die Gruppen- und Einzelarbeit ist eingebettet in das therapeutische Setting der Einrichtung, welches durch die psychologische Hausleitung initiiert und mit der Gruppenpädagogik vernetzt wird. Im bestehenden therapeutischen Milieu lassen sich psychische Störungen kurzfristig wie langfristig situationsorientiert bearbeiten.
Die Anwendung verhaltenstherapeutischer Standardmethoden im Gruppenalltag gewährleistet neben der Einzeltherapie die hohe Effizienz der therapeutisch / pädagogischen Hilfeplanung.
Wir nutzen das Lernfeld der Gruppe, um anregend und regulierend in soziale Prozesse eingreifen zu können. Hier können die Kinder und Jugendlichen innerhalb eines Schutzraumes Beziehungen auf verschiedenen Erfahrungsebenen herstellen. Sie erhalten das Angebot, im Einklang mit ihren Möglichkeiten und Bedürfnissen soziale Kontakte zu prüfen und in der Auseinandersetzung mit anderen Gruppenmitgliedern sozial verträgliche Konfliktlösungsstrategien zu suchen.
Durch Akzeptanz persönlicher Besonderheiten und Begrenzung sozial schädlicher Verhaltensweisen der Kinder gelingt es uns, Entscheidungsfähigkeit und Verantwortlichkeit bei ihnen herzustellen. Sie lernen, Regeln zu verstehen und gemeinsame Aufgaben zu teilen. Dabei dient die Gruppe vorbereitend als Trainings- und Übungsfeld für soziale Interaktionen außerhalb der Einrichtung.
Die individuelle Betreuung beabsichtigt, Entwicklungs- und Verhaltensdefizite aufzudecken und auszugleichen. Dazu dienen unter anderem Angebote wie Rhythmik und das Erlernen von Musikinstrumenten sowie gemeinsames Musizieren, die den Kindern und Jugendlichen in der Einzelsituation die Möglichkeit bieten, sinnvolle Erfahrungen zu sammeln und alternative Verhaltensweisen zu erproben.
Bewegungsaktivitäten wie Fußballspielen, Joggen, Radfahren, Reiten, Schwimmen, Toben, Wandern usw. vermitteln neue Sinneseindrücke und dienen der grobmotorischen Körperschulung. Hierbei werden neue Entwicklungsimpulse angeregt und das Selbstvertrauen gesteigert.
Die Feinmotorik fördern wir durch den Umgang mit verschiedenen Materialien (Farben, Textilien, Holz, Ton etc.).
Der intensiven Begleitung und Förderung der schulischen Kompetenz fällt dabei ein hoher Stellenwert zu, da sie neben der späteren beruflichen Perspektive auch die soziale Integration ermöglicht.
Mit Heilpädagogischem Spielen und Arbeiten bieten wir eine Methode der systematischen Hilfe für entwicklungsverzögerte und/oder verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche. Unter Berücksichtigung individueller Fertigkeiten, Lerntempo und Erreichbarkeit werden durch spezielle Spiele, Trainingsprogramme oder therapeutisch vorbereitete Situationen bestimmte Teilbereiche wie Wahrnehmung, Sprache und kognitive Leistung gefördert.
Zur Verlängerung der Konzentrations- und Aufmerksamkeitsspanne werden zusätzlich auch computergestützte Lern- und Förderprogramme eingesetzt. Dadurch können ergänzend neue Kenntnisse, Fähigkeiten und Verhaltensweisen in Einzel- und Gruppensituationen erlernt, entwickelt und gefestigt werden.
Daneben werden einzelne Kinder gezielt in die Familien der Mitarbeiter, die im Ort wohnen, zu Wochenend- und Ferienbesuchen eingeladen. Somit erhalten die Kinder Einblick in deren Familienverhältnisse und erleben ihre Erzieher nicht nur in ihrem Berufsfeld.
Struktur des Leistungsbereiches Erziehung
Die folgenden beschriebenen Leistungen sind Standardleistungen und kommen grundsätzlich allen Kindern und Jugendlichen zugute.
Grundleistungen
Aufsicht und Betreuung
Gestaltung von Gruppenatmosphäre und Wohnumfeld
Alltägliche Versorgung (Mahlzeiten, Bekleidung, Körperhygiene, Wäschepflege etc.)Schaffung von Vorraussetzungen für eine körperliche und gesunde Entwicklung
Einüben lebenspraktischer Fähigkeiten
Sozial-emotionale Förderung und die Anregung der Persönlichkeitsentwicklung
Förderung des Sozialverhaltens und leistungsbezogener Kompetenzen
Freizeitgestaltung
Förderung der Schulentwicklung und Berufsausbildung (Abfrage. Begleitung und Überprüfung der zu erledigenden Hausaufgaben, Hilfestellung bei der Vorbereitung von Lernstandüberprüfungen), Förderung spezifischer Begabung
Methodische Arbeit mit der Herkunftsfamilie (Geschwister- und Elterngespräche)
Vorbereitung einer Rückkehr in die Herkunftsfamilie, eines Wechsels der Betreuungsform oder der Verselbständigung
Nachsorge
Inhalte der gruppenübergreifenden Leistungen
Beratung
Die Beratung der Gruppenmitarbeiter/innen findet durch den eigenen Psychologen bzw. Heimleiter statt. Dabei werden Konzepte für verhaltenstherapeutische Programme und systemische Aspekte in der pädagogischen Arbeit erstellt und deren Durchführung fachlich begleitet.
Zu speziellen Fragestellungen wird entsprechendes Fachpersonal (z.B. Lehrer, Reittherapeuten u. externe Supervisoren) hinzugezogen.
Für bestimmte durch unser Klientel bedingte Anforderungen werden den Mitarbeitern/innen Schulungen in der Einrichtung angeboten, die von dafür qualifiziertem Fachpersonal durchgeführt werden (z.B. Umgang mit Aggressionen, Zeitmanagement).
Elternarbeit
Die Zusammenarbeit mit den Eltern bildet einen bedeutsamen Bestandteil in der pädagogischen und therapeutischen Arbeit. Mit der Aufnahme des Kindes oder Jugendlichen setzen fortlaufende Gespräche mit den Eltern unter Einbeziehung der jeweiligen Lebenspartner oder anderer Bezugspersonen von bis zu 3 Std. monatlich ein. Wichtig ist uns dabei, ein tragfähiges Vertrauensverhältnis zu den Eltern herzustellen. Auf dieser Grundlage beabsichtigen wir, die Eltern- Kind - Beziehung zu thematisieren und aufzuarbeiten.
Wir möchten die Eltern anregen, die Aufnahme ihrer Kinder als Entlastung ihrer Erziehungsaufgabe und zur persönlichen Weiterentwicklung zu nutzen. Dieser Prozess wird von folgenden Bemühungen begleitet:
Therapeutische Bearbeitung der Eltern - Kind - Beziehung.
Elternberatung (Umgang mit Regeln, Grenzen, Gefühlen der Eltern und Bedürfnissen der Kinder).
Information der Eltern über den Entwicklungsprozess ihres Kindes.
Vermittlung von Erziehungsstilen als vorgelebtes Modell bei Besuchen und Übernachtungen der Eltern in unserer Einrichtung.
Nachbearbeitung von Besuchskontakten in der Familie und Festlegung von Absprachen und Regeln.
Sind durch besondere problematische Bedingungen keine Kontakte zu den Eltern möglich oder sinnvoll, vermitteln wir dem Kind eine Beziehung zu seiner Herkunft. Insbesondere wollen wir die Widerstände, sich mit diesen Fragen auseinander zu setzen, behutsam auflösen.